Zur Veröffentlichung des Buches Todesfrist durfte ich die Autorin Holly C. Anderson interviewen. Sie hat mir Rede und Antwort gestanden, zu den Fragen, die mir nach dem Lesen des Buches unter den Nägeln gebrannt haben. Hier könnt ihr das Interview lesen!
Dein Buch handelt ja vom Leben nach dem Tod. Deswegen mal die Frage direkt zu Beginn: Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?
Hmm, das ist eine gute Frage. Ich glaube, jetzt, nach dem Buch, würde ich mir sowas auf jeden Fall wünschen. Sich für immer Wissen anlesen zu können, wäre ziemlich cool. Abgesehen davon mache ich mir im Alltag gar nicht so viele Gedanken darüber. Ich versuche, alles zu erreichen, was ich möchte, weil ich nie wissen kann, wie viel Zeit mir noch bleibt. Ich will mich nicht auf mein Nachleben verlassen, wenn ich nicht sicher weiß, ob es das gibt ;).
Wie bist du auf die Idee zu dieser Geschichte gekommen? Gab es einen bestimmten Auslöser oder eine Inspiration?
Tatsächlich hab ich von Kira und Aron geträumt. Da hießen sie natürlich noch nicht so, aber diesen Plottwist, dass er erkennt, wer sie ist, der war da. Und dann habe ich darum die Geschichte entwickelt. Das hat eine ganze Weile gedauert, weil es meine erste richtige Geschichte abseits von Fanfiction war. Deshalb ist die Geschichte auch (fast) nicht mehr so, wie sie zu Anfang war, aber das ist auch gut so. In den Jahren habe ich mich weiterentwickelt und mein Stil mit mir.
Die Hauptfigur Kira steht vor einer extrem schwierigen moralischen Entscheidung. Wie hast du dich in sie hineinversetzt, um ihre inneren Konflikte realistisch darzustellen?
Ich bin generell jemand, der viel nachdenkt. Mir macht es dabei auch Spaß, moralische Grenzen auszuloten, die ich im realen Leben niemals hinterfragen würde – ich hätte niemals die Kraft, jemanden zu verletzen. Aber mir macht es Spaß, Charaktere in Extremsituationen zu bringen. Außerdem setze ich mich viel mit der Psyche auseinander. Ich hoffe ja, Kiras moralische Bedenken werden deutlich, denn die Entscheidung ist ja wirklich keine, die man eben mal im Vorbeigehen so trifft.
Ezekiel wirkt wie ein sehr manipulativer Charakter. Wie hast du ihn entwickelt, und was macht für dich einen überzeugenden Antagonisten aus?
Ich finde Antagonisten dann spannend, wenn sie nicht stereotyp böse sind. Auch Ezekiel hat ja seine Gründe, wieso er die Dinge angeht, und für ihn sind sie richtig. Letztlich ist Macht zu haben ja eine starke Triebfeder, aber warum ist es nur dann akzeptiert, nach der Macht zu streben, wenn die Wege und Charaktere moralisch akzeptiert sind? Die “Guten” wollen ja auch nur die Macht behalten, wenn man es mal einfach herunterbricht. Aber mit denen sind wir natürlich fein.
Allerdings glaube ich persönlich, dass hinter Ezekiel mehr steckt, als man glaubt (und als ich gerade schon weiß?). Wenn ich darüber nachdenke, wie seine Vergangenheit aussieht, wäre es sicher interessant, das auszuloten, um ihn besser zu verstehen.
Die Welt, die du im Jenseits erschaffen hast, scheint komplex und voller Intrigen zu sein. Wie viel davon hast du vor dem Schreiben schon durchgeplant, und wie viel hat sich während des Schreibens entwickelt?
Bei mir kommt generell viel während des Schreibens und das Überarbeiten dient dann dazu, die Fäden zusammenzuführen. Geplant war davon also ziemlich wenig, ich fand es einfach nur passend und musste mich dann nochmal hinsetzen und das logisch zusammenführen – an dieser Stelle einen riesen Dank an meine Lektorin Linda, die mich dabei mehr als unterstützt hat. Ohne sie wäre das ein heilloses Chaos an Ideen geworden.
Dein Buch vereint Fantasy-Elemente mit existenziellen Fragen. Wie hast du die Balance zwischen Spannung und Tiefgang gehalten?
Habe ich? Da muss ich wohl wieder auf Linda verweisen :). Ich denke beim Planen gar nicht so viel nach, aber ihre Impulse waren ein super Anstoß, das Buch nochmal komplett auf Links zu drehen. Ich habe das Buch ehrlicherweise auch gar nicht mehr hinsichtlich dessen geprüft, weil mir eine Balance an sich gar nicht so wichtig war.
Gab es eine Szene oder einen Moment im Buch, der dir besonders schwergefallen ist zu schreiben? Wenn ja, warum?
Nein, eine bestimmte Szene eigentlich nicht. Das Anstrengendste ist immer das Überarbeiten, wenn ich meine ganzen neuen Ideen zusammenbringen muss :). Und da bin ich besonders froh um den professionellen Blick, ich kann es gar nicht oft genug betonen. Deswegen mache ich das auch nie gern :D.
Wenn du eine deiner Figuren für einen Tag begleiten könntest – wen würdest du wählen und warum?
Boah… die Frage ist echt schwer. Ich glaube, ich würde supergern Michael und Ezekiel mal so richtig auf den Zahn fühlen, da ist ja vieles noch ungeklärt aus der Vergangenheit ;). Noch… Ansonsten habe ich schon ein bisschen was geplant, will aber noch nicht zu viel verraten. Aber es gibt ja den ein oder anderen Charakter, den das Buch nicht die ganze Zeit begleitet, und niemand weiß, was ihm passiert…
Gibt es bestimmte Bücher oder Autor*innen, die dich bei diesem Projekt beeinflusst haben?
Unterbewusst bestimmt, aber nicht direkt. Ich bin mit Serien wie Buffy, Charmed, Ghost Whisperer und Supernatural aufgewachsen und ich fürchte, das wird man meiner Fantasy immer anmerken, mal mehr, mal weniger. Bei diesem Projekt vermutlich am ehesten Supernatural, wegen der Engel, aber das war dann schon die einzige größere Gemeinsamkeit.
Was möchtest du, dass Leser*innen aus deinem Buch mitnehmen? Gibt es eine bestimmte Botschaft oder ein Gefühl, das du vermitteln willst?
Ich würde mir wünschen, dass Leser:innen das Buch weglegen mit einem Lächeln, weil sie sich gut unterhalten gefühlt haben. Darin, die Moralkeule zu schwingen, bin ich gar nicht gut. Das einzige, was mir immer wichtig ist, ist ein Cast, der nicht (nur) heteronormativ-hübsch ist. Ich finde, sich repräsentiert zu fühlen, fängt damit an, dass es Charaktere gibt, die mir entsprechen. In Alter, Aussehen, Beruf, Geschlecht, sexuelle Orientierung … ganz egal.
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